
NORBERT SCHNEIDER
Wer Norbert Schneider schon ein bisschen länger kennt, wird sich bei diesem
jungen Wiener nicht mehr über allzu Vieles wundern. Für ihn ist die Vielfalt, ist auch
das sich ausprobieren Ansporn und Herausforderung, also Programm. Sein jüngstes
Album heißt nun „Neuaufnahme“ und enthält 14 Lieder aus dem Werke eines
–
wir sagen es mal so salopp wie auch überspitzt
–
Säulenheiligen der österreichischen
Liedkultur. Doch Georg Danzer hätte keinen besseren Laudator finden können, geht
doch Schneider nicht etwa in
die Knie, nein, er verbeugt sich nur angemessen und
macht dann ein Lied nach dem anderen zu seinem eigenen. Ein Talent, das
natürlich keineswegs aus dem Nichts kommt.
Norbert Schneider wurde in Wien geboren und wuchs in Prottes (Niederösterreich)
auf. Ange
spornt durch die Musik im eigenen Elternhaus, erlernte er als Kind
zunächst klassische Violine. Fasziniert von der rauen Energie des Blues griff Norbert
im Alter von 15 Jahren zur Gitarre. Durch intensives Hören dieser Musik studierte er
im Alleingang sein
e musikalischen Vorbilder. In dieser Zeit entdeckte er neben dem
Musizieren auch seine zweite Leidenschaft: Das Komponie
ren. „Das Schreiben
eigener Stü
cke und die Selbstinszenie
rung waren die eigentlichen Grü
nde, warum
ich nach meiner Klassikzeit nicht mit
dem Musizieren aufgehört habe.“ Mit seiner
Stimme, die drei Oktaven umfasst, und seiner halbakustischen Gibson
–
Gitar
re
schlägt er zunächst eine Brü
cke zwischen verschiedenen Musikstilen wie Blues,
Soul und Pop, inzwischen hat er die Palette noch erweitert
und sammelt seine
Sounds fast auf der gan
zen Welt und ohne jegliche Berü
hrungsängste ein.
Norberts Vielschichtigkeit und Kreativität spiegelten sich immer auch in seinen
zahlreichen musikalischen Projekten wider, deren Repertoire vom Swing über den
R’n’B
und Gospel bis hin zum Blues reichten. Im März 2009 wurde Norbert
Schneider der 1. Vienna Blues Award verliehen, ihm sollten noch etliche Preise,
Charterfolge, Alben und eigene
Tournee
n oder solche
im Vorprogramm von
internationalen Stars wie P!NK, One Rep
ublic und Simply Red folgen, bis Norbert
Schneider gewissermaßen bei sich, ganz zuhause ankam. So spielte in seinen
Anmerkungen zum Album „Schau ma mal“ Österreichs ewiger Popstar Falco eine
erstaunlich tragende Rolle, zudem sang Schneider bereits hier Son
gs von Georg
Danzer („Ollas Leiwaund“), Horst Chmela („Wia a Schlafwandler“, „Ana hat immer
des Bummerl“) und Karl Hodina („Mir hams mein Schrebergarten gnommen“). „Ich
habe mir das jahrelang“, sagt Schneider, „ohne es zu probieren, immer sperrig
vorgestel
lt
–
ein Lied in Deutsch zu singen, geschweige denn es zu schreiben.
Vielleicht hatte ich die wortschwangeren Texte, die zu Beginn des neuen
Jahrtausends so populär waren, immer in den Ohren“.
Schneider auf Deutsch, dabei ist es auch beim letzten Album
des Wieners,
„Entspannt bis auf die Knochen“, geblieben. Und das seltsame, leicht verstörende
und
gerade deshalb wunderbare Gefü
hl, welches den Zuhörer beim Vorgänger
beschlich, wich allmählich derselben Gelassenheit, mit der Schneider seine
erstaunliche
Wandlung zum mehr oder weniger mundartlichen Chansonnier
vollzogen hat. Ausschließlich mit So
ngs aus der eigenen Feder bestü
ckt, klang alles,
was er beim letzten Mal n
och leicht klagend, aber unbekü
mmert zu singen beliebte,
als habe er sich in seinem nun n
icht mehr ganz so neuen Kosmos wohnlich
eingerichtet. Die neuen Räume, in denen er nun lebte, wirkte und wandelte,
waren
noch immer manchmal gemüt
lich, atmeten aber auch moderne Eleganz und
selbstbewussten Witz. Und sie erstrahlten in derart kosmopolitisch
en Farben, da
ss
sich Norbert Schneider endgü
ltig uneinholbar weit von jeder seriösen
Kategorisierung entfernen konnte. Eine Krönung erhielten des Künstlers neue
Klänge nach 2014 nun 2016 zum bereits zweiten Mal auch von den Juroren, die ihn
erneut mit dem
Amadeus Award bedachten.
Da war der Schritt zum Wagnis, Danzer neun Jahre nach seinem tragisch frühen
Tod ein musikalisches Denkmal zu setzen, das unverhohlen in den Farben
Schneiders erstrahlt, nur noch ein folgerichtiger. Nennen wir das Kind doch einfach
so: Leidenschaftliche Musik eines
leidenschaftlichen Menschen fü
r leidenschaftliche
Musikliebhaber, die jetzt schon wieder den passenden Soundtrack bekommen. Vom
selben Passionierten wie schon beim letzten und vorletzten Mal.